Presse

Sich hinsetzen und nach Herzenslust genießen – Diakon Ludwig Streicher bekocht Hilfsbedürftige

Erschienen in der Weihnachtsbeilage im Landsberger Tagblatt im Dezember 2012

Schon früh am Morgen weiß Diakon Ludwig Streicher, dass sein Tag eigentlich viel zu kurz ist um all das tun, was er sich vorgenommen hat. Sieben Tage die Woche ist er zum Wohle bedürftiger Menschen unterwegs, denn helfen ist das, was Diakon Streicher am liebsten tut.

Vor allem in der Weihnachtszeit hört sein Telefon fast nicht mehr auf zu läuten. „Wenn mich jemand um Hilfe bittet, und ich ihm nicht sofort mit dem unterstützen kann, was er dringend braucht, dann tut mir das richtig im Herzen weh“, erzählt Streicher. Dass er dann alle Hebel in Bewegung setzt, um den in Not Geratenen so schnell wie möglich zu helfen, das versteht sich für ihn von selbst.

Ludwig Streicher ist zweifellos ein Organisationstalent, doch darüber hinaus scheint er auch über ein unerschöpfliches Reservoir an Energie und Ideen zu verfügen. Mit seinem neuen Projekt „Miteinander-Füreinander“, das er jetzt in der Weihnachtszeit zum ersten Mal verwirklichte, hat sich der emsige Diakon selbst ein Geschenk gemacht, wie er sagt. „Seit einigen Jahren habe ich mir gewünscht, zu Weihnachten Menschen, deren finanzielle Mittel begrenzt sind, mit einem Weihnachtsmahl zu verwöhnen“, berichtet er. Dieses Jahr habe einfach alles gepasst. Wo immer er um Unterstützung für das Projekt anfragte, sei er auf offene Ohren gestoßen. Verschiedene Lebensmittelmärkte sagten zu, ihm die für das Weihnachtsmenü erforderlichen Zutaten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Pächterin, die gleich neben seiner Tenne in Denklingen das „Truck Stop“ betreibt, bot ihm großzügig ihre Küche an.

Schon Tage vorher hatte Streicher mit den Lieferanten die Speisenfolge abgesprochen, so dass alle Zutaten verfügbar waren. Gut überdacht habe er das Menü. „Es sollte etwas sein, was die Menschen sich zuhause nicht kochen würden, weil sie einfach keine Möglichkeit dazu haben“, erklärt er die Menüwahl und entschied sich dazu, „Kürbissuppe“, „Pasta Verdura mit Salat“ und „gebackene Banane mit Honig“ auf den festlich gedeckten Tisch zu bringen.

Kurz vor dem 3.Advent war es dann soweit: Am frühen Vormittag band sich Ludwig Streicher die Kochschürze um, und begann mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsessen. Unterstützt wurde er dabei von einem fleißigen Team, das aus Küchenhilfen und Bedienungen bestand. „Ich wollte diesen Menschen einfach eine Freude machen. Sie sollten bekocht werden und nach Herzenslust essen können, ohne sich über die Rechnung Gedanken machen zu müssen“, erzählt Ludwig Streicher. „Durch diese Einladung wollte ich ihnen in gewisser Weise sagen „Du ich sehe dich. Du bist wertvoll.“

Nach einem gemütlichen Beisammensein mit seinen Gästen und dem Aufräumen der Küche war für Streicher der Tag allerdings noch nicht zu Ende. Für den Abend hatte er in der Schlosskapelle Greifenberg noch einen Musikabend mit dem Angelicus Ensemble aus Bulgarien organisiert. Und auch hier ging es dem Diakon wieder darum, anderen eine Freude zu bereiten. Engagierte Helfer, die das ganze Jahr über Dienst an ihren Mitmenschen geleistet hatten, überraschte er mit Eintrittskarten für die Veranstaltung. „Diese Einladung sollte eine kleine Anerkennung für diejenigen sein, die das ganze Jahr über mit Freude anderen helfen, denn an diese Menschen denkt man viel zu wenig“, so Ludwig Streicher.

 

Dem Wunsch nach Rückzug nachkommen – Diakon Streicher und die Verwirklichung seiner Lebensträume

Erschienen im Landsberger Tagblatt im September 2012

Wenn man Diakon Ludwig Streicher zum ersten Mal persönlich begegnet, dann wird man innerhalb von Sekunden von seiner Begeisterung angesteckt. Dass seine „Tennen“, in denen er sowohl Neues als auch Gebrauchtes für wenig Geld anbietet, bei den Menschen so gut ankommen, verwundert daher nicht.

Diakon Streicher hat die Gabe, Menschen zu erreichen und das sowohl durch sein temperamentvolles Wesen als auch durch seine leidenschaftlichen Worte, mit denen er die Projekte, die ihm am Herzen liegen, vorantreibt.

Bereits fünf Jahre ist es her, dass der charismatische Diakon die Tenne St.Martin in Denklingen, direkt an der B17, eröffnet hat. Seitdem hat er mit den Erlösen des Trödelmarktes viel Gutes bewirkt. Dabei ist es ihm Anliegen und Herzenswunsch zugleich, denen Hilfe zu leisten, die sie benötigen.

Über seine Zeit als festangestellter Diakon sagt Streicher: „Wenn ich jemanden traf, der kein Hemd anhatte, dann habe ich vom lieben Gott erzählt, aber trotzdem hatte dieser Mensch immer noch kein Hemd am Leib.“

Es sei ihm nicht genug gewesen, nur zu predigen, er wollte aktiv helfen, erklärt Streicher die Entscheidung, seine Stelle bei der Kirche aufzugeben. Vor allem denjenigen, die bis zur Menschenwürde alles lassen mussten, gebe er aus Prinzip das Beste, was er zur Verfügung hat, sagt er.

„Wenn ich einem Menschen etwas Minderes gebe, dann würde das bedeuten, dass ich ihn nicht wertschätze, seine menschliche Würde missachte.“ Den Ausdruck „Unschuldig in Not geraten“ lässt Streicher allerdings nicht gelten. Jeder Betroffene habe eine Geschichte, durch die er in diese Notsituation geriet.

Um all den Anfragen gerecht zu werden, die an ihn gerichtet werden, bedarf es allerdings auch entsprechender finanzieller Mittel. „Was hilft jemandem ein Stuhl, wenn er Hilfe benötigt, um einen rechtlichen Anspruch durchzusetzen?“, so Streicher. Seine „Stiftung Lebensfreude e.V.“ sei daher auch für jegliche finanzielle Unterstützung dankbar.

Doch es geht ihm nicht nur darum, materielle Bedürfnisse zu stillen, „auch die Seele muss versorgt werden“, sagt er. Aus diesem Grund hat er am vergangenen Freitag den „Raum der Stille“ seiner Bestimmung übergeben. Die bewusst einfach gehaltene Andachtsstätte steht Jedem ungeachtet seiner religiösen Gesinnung, zum Rückzug zur Verfügung.

Wirft man einen Blick in den neu gestalteten Klosterladen, der Teil der Tenne ist, erkennt man, dass Streicher kein Mann ist, der zum Stillstand und zum Ausruhen bestimmt ist. Selbst die Auswahl der erlesenen Produkte hat er selbst übernommen, und dafür verschiedene Klöster Europas bereist. In Aktionswochen möchte er künftig Länder und deren vielfältiges Produktangebot in seinem Klosterladen vorstellen.

Damit ist Streichers Reservoir an Ideen allerdings längst nicht erschöpft. Weitere Projekte sind bereits in Vorbereitung. Wie er sagt, versucht er „seine Träume nicht zu träumen, sondern zu leben“. Dass dieser Mann das mit aller Kraft und Energie die ihm zur Verfügung steht tut, daran zweifelt niemand, der ihn persönlich kennt.

Freier Seelsorger